Im Winter 2023 waren wir in Kolumbien. Dort haben wir eine Anlage gebaut, die junge Frauen und Mädchen dabei unterstützt, sich optimal auf ihr Leben nach der Zeit im Kinder- und Jugendheim vorzubereiten.
Ort:
Villa Esperanza, Callejón Coca Cola, Jamundí, Valle del Cauca, Kolumbien
Zeitraum:
30.01-19.02.2023
Bauvorhaben:
Auf dem Gelände der Villa Esperanza, einem Kinderheim für insgesamt 45 Mädchen im Alter von sieben bis 17 Jahren, werden wir mit freiwilligen Helfern einen Kraftort erschaffen. Die Mädchen kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen.
Als einen Kraftort bezeichnen wir eine sichere Außenanlage, in der spielerisch Fähigkeiten für ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben erlernt und gefördert werden können.
Gemeinsam mit einer Erlebnispädagogin aus Deutschland wurden Module entwickelt, die der Entwicklung der Mädchen am besten förderlich sind und sie auf ihrem Weg aus dem betreuten Wohnen in die Unabhängigkeit vorbereiten.
Durch die Nutzung der unterschiedlichen Bereiche, die dort entstehen werden, kann gezielt an Werten des Miteinanders wie gegenseitiger Respekt, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit Fairness und Konfliktmanagement – um nur ein paar wenige zu nennen – gearbeitet werden. Gewaltfrei und mit viel Freude können die Mädchen dort an Kletterwänden ihre Kräfte messen, auf der Seilbahnen über ihren Schatten springen oder einem Spielfeld im Mannschaftssport erfahren, was in einem guten Team gemeinsam alles möglich ist.
Natürlich soll dieser Kraftort auch der Regeneration dienen und auch ruhigen Zeiten, in denen gemeinsam gekocht, gegessen, gelesen und gelernt werden kann.
Wünsche der Bewohner und Betreuer der Villa Esperanza:
- Versorgung mit Lebensmitteln (Aquaponik-Anlage)
- Aufwerten der Bibliothek (Bereich zum Entspannen)
- Erholungsräume
- Ort zum Austauschen
- Ort für Spiele (Sackhüpfen, Staffelläufe, Geschicklichkeitsspiele)
- Ort für Workshops, planen, zusammenkommen
- Bereiche für Sport
- Bepflanzungen
- Workshops zur Entwicklung von Grundfähigkeiten, vorbereiten auf die Zeit nach dem Kinderheim
Herausforderung der Mädchen in Kolumbien:
- Umgang mit Sexualität, Pubertät und den eigenen Emotionen
- Einsamkeit und Unsicherheit
- Abgrenzung, wenig Kontakt zur „Außenwelt“
- Schwierige Familiensituationen
- Armut und hohe Jugendarbeitslosigkeit
- Hohe Gefahr abzudriften in Gewalt und Drogenkonsum
Basierend auf dieser Ausgangslage, ist es unser Ziel, Eigenständigkeit, Selbstwertgefühl, Disziplin, Impuls- und Emotionskontrolle, Konfliktmanagement und Selbstverantwortung mittels erprobter erlebnispädagogischer Einheiten zu fördern.
Unsere Erlebnispädagogin wird den Leitern der Villa Esperanza die geplanten Bereiche vorstellen und erläutern, wie damit gearbeitet werden kann.
Im gemeinsamen Dialog wird eine Entscheidung getroffen, welche Teile sinnvollerweise realisiert werden sollten. Unsere Vorschläge für die einzelnen Bereiche sind zum jetzigen Zeitpunkt:
1. Funktionsbereich „Loungebereich“
Flankiert von zwei Mauern entsteht ein Ort der Erholung. Eine große Hängematte überspannt den Rückzugsort für Pausen nach dem Unterricht oder Sport. Das Zentrum des Kraftorts dient der Regeneration: Hier können Einzelgespräche geführt werden, die Mädchen können hier lesen und Hausaufgaben machen, aber auch gemeinsam Gesellschaftsspiele spielen oder einfach eine kleine Siesta halten.
Funktion: Erholung, Regeneration, Entspannung
Workshops: Entspannungsübungen, Einzelcoaching
Zu vermittelnde Fähigkeiten: Selbstbewusstheit, Selbstwertgefühl, Resilienz, Emotionskontrolle, Kommunikation, Kreativität
2. Funktionsbereich „Ess- und Workshopbereich“
Direkt am Loungebereich angegliedert befindet sich ein weiterer Ort der Begegnung: Hier kann gemeinsam gekocht und gegrillt, gegessen, gefeiert und getanzt werden. Auch für Workshops ist im Ess- und Workshopbereich ausreichend Platz: Der Sitzbereich im Charakter eines Amphitheater- kann als Klassenzimmer im Grünen oder auch als Tribüne für Vorträge genutzt werden.
Funktion: Ort der Begegnung, Spiele, Freizeit, Feste, Workshops
Workshops: Achtsamkeitsübungen, Abend-Dankbarkeits-Ritual, Seiltor, Einzel- und Kleingruppencoaching
Zu vermittelnde Fähigkeiten: Selbstbewusstheit, Selbstwertgefühl, Emotionskontrolle, Kommunikation, Kreativität, innere Stärke, Ehrgeiz, Konfliktmanagement, Selbstverantwort
3. Funktionsbereich „Obstgarten“
Durch den Obstgarten entsteht eine grüne Oase: Er umschließt den Ess- und Workshopbereich. Die anregende und abwechslungsreiche Bepflanzung aus Obst- und Gemüsepflanzen, Kräutern und Zierpflanzen bildet mit den Steinhäufen, Totholzhäufen und Vogelnisthilfen ein vielfältiges Ökosystem inmitten des Kinderheimes.
Sie lädt die Mädchen dazu ein, die wohltuende Wirkung der Natur zu genießen, sie zu erkunden und von ihr zu lernen. Außerdem soll den Mädchen ein respektvoller Umgang mit der Umwelt vermittelt werden.
Die Pflanzen sind vielfältig nutzbar, sodass frische Kräuter, Früchte und Blüten zum Kochen geerntet werden können, aber auch als Bastelutensilien oder Spielzeug eingesetzt werden können.
Ein besonderes Highlight ist die Aquaponik-Anlage: Hier sollen die Mädchen die Möglichkeit bekommen, sich selbst mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen und erste Arbeitserfahrung sammeln. Dies kann Interesse für einen Beruf im landwirtschaftlichen Bereich wecken. Die Mädchen lernen hier Verantwortung zu übernehmen und gewinnen Eigenständigkeit.
In der Lage zu sein, selbst etwas Nachhaltiges zu erschaffen, wovon man sich und seine Familie ernähren kann, ist mit Sicherheit eine wichtige Erfahrung die nicht nur einen immensen Einfluss auf das Selbstwertgefühl der heranwachsenden Frauen hat, sondern durchaus auch einen praktischen Wert hat.
Funktion Obstgarten/Aquaponik-Anlage: Selbstversorgung, Nähe zur Natur, gärtnerische Fähigkeiten,
Erkennen von Ökologischen Zusammenhängen, praxisnahe Nachhaltigkeit Wohlfahrtswirkung der Natur
Workshops: Gemüseanbau, Fischzucht, praxisnahe Nachhaltigkeit, Obstbaumschnitt
Zu vermittelnde Fähigkeiten: Wertschätzung der Natur, Selbstversorgung, Selbständigkeit, Neugierde, Resilienz, Geduld
4. Funktionsbereich „Boulderwand“
Die Boulderwand befindet sich direkt neben dem Loungebereich. Sie ist ein Teil des Hindernisparcours, wobei die Module auch einzeln oder als Teil von Workshops oder zum Spielen genutzt werden können. Beim Klettern können die Mädchen lernen, schwierige Probleme zu meistern und es nach Rückschlägen immer wieder neu zu versuchen. Außerdem entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, da sich die Kletterer austauschen können, um gemeinsam Lösungen für schwierige Passagen zu finden. Oben angekommen, gelangt man zur Startplattform der Seilbahn, sie führt zum Hindernisparcours.
Mithilfe der Seilbahn lernen die Kinder, ihre Ängste zu überwinden und Selbstvertrauen aufzubauen und nebenbei macht es auch noch riesig Spaß.
Funktion Kletterwand/Seilbahn: Ängste überwinden, Probleme lösen, Teamwork, Körpergefühl, Selbstbewusstsein, Durchhaltevermögen bzw. Ausdauer
Workshops: Kletterkurse, Vertrauensübungen
Zu vermittelnde Fähigkeiten: Problemlösung, Selbstbewusstsein, Körpergefühl, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeiten, Kreativität, Frustrationstoleranz
5. Funktionsbereich „Hindernisparcours“
Der Hindernisparcours ist ein Ort für Teambuilding aber auch für Wettkampf.
Der Ort bietet vielseitige Möglichkeiten erlebnispädagogische Workshops anzubieten: Ängste überwinden an der Seilbahn, Ausdauer und Durchhaltevermögen an der Kletterwand,
Geduld und Gleichgewicht/Körpergefühl am Wackelbalken, Seile zum Schwingen und Ringe zum Entlanghangeln fordern Überwindung und Mut, Hindernisse zu überwinden.
Über Balken springen, über eine Slackline zu balancieren und zu guter Letzt eine hohe Wand überwinden – der Parcours bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, spielerisch an seine Grenzen zu kommen und diese schließlich im gemeinschaftlichen Erleben mit Geduld und viel Humor zu überwinden. Vorsichtig angeleiteter Wettbewerb zahlt auf das Selbstwertgefühl ein und trainiert zugleich Geschicklichkeit und eine Vielzahl an Sinnen.
Funktion Hindernisparcours: Hindernisse überwinden, Workshops abhalten, Wetteifern, Spaß an der Bewegung
Workshops: Wettkämpfe, Seilwanderung, Hajos Mondfahrt, Kleiner Zaun, Vertrauensspaziergang, Einzel- und Kleingruppen Coaching
Zu vermittelnde Fähigkeiten: Gemeinschaftssinn, Kommunikationsfähigkeiten, Körpergefühl, Kreativität, Ehrgeiz, Balance, Selbstvertrauen, Frustrationstoleranz
6. Funktionsbereich „Sportbereich“
Der Sportbereich bietet viel Platz um verschiedenste Teamsportarten wie Volleyball oder Fußball auszuüben. Die Erlebnispädagogik bietet zahlreiche Möglichkeiten, um solche Plätze vielfältig zu nutzen. Konflikte, die während des Spiels natürlich aufkommen – hier gehören sie ja auch hin und können begleitet aufgelöst werden – sollen hier gewaltfrei und mittels kommunikativer Instrumente bewältigt werden.
Auf der Rückseite der Boulderwand und des Loungebereichs entsteht zusätzlich ein Outdoor-Fitnessbereich. Hier kann mit einfachen Mitteln der Körper trainiert werden. Dabei wird aus Elementen des Calisthenics und Crossfit zurückgegriffen. So können verschiedene Körperübungen wie Handstand, Liegestütze oder Kniebeugen durchgeführt werden.
Für Übungen mit der Kettlebell oder einem schweren Reifen, steht ebenfalls Platz zur Verfügung. Für Klimmzüge und Dips werden Stangen installiert. Außerdem soll ein Boxsack angebracht werden, um Aggressionsspitzen abzubauen.
Die Mädchen und jungen Frauen können hier ihre Kraft und Ausdauer trainieren und dadurch ihre Gesundheit verbessern und Selbstwertgefühl steigern. Darauf aufbauend kann auch der Zusammenhang von Leistung und gesunder Ernährung geschult werden. Zudem wirkt sich der Sport positiv auf das Selbstbewusstsein aus.
Ziel ist es dabei, dass sich erfahrenere Mädchen um die Jüngeren kümmern und Tipps bzw. Hilfestellung geben. Hierdurch wird auch das Verantwortungsgefühl gestärkt.
Außerdem soll im Sportbereich die Möglichkeit zum Auspowern gegeben werden, um von der entspannenden Wirkung des Kraftsports zu profitieren und gleichzeitig die Disziplin zu stärken.
Funktion Sportbereich: Teamsportarten, Kraftsport, Körperübungen, Auspowern, Gemeinschaftsgefühl, Aggressionsspitzen abbauen, Konfliktlösung in großen Gruppen, Zusammenhang von Leistung und gesunder Ernährung
Workshops: Irrgarten, Gruppen-Coaching
Zu Vermittelte Fähigkeiten: Körpergefühl, Selbstbewusstsein, Balance, Koordination, Motorik und Selbstvertrauen, Kraft und Ausdauer, Verantwortungsgefühl, Disziplin
Conclusio:
Für uns als Vorstände von Social Landscaping e.V. ist es ein Herzensanliegen, interkulturellen Austausch zu fördern und etwas zu geben, dort wo es am meisten gebraucht wird.
Nicht jeder Mensch hat das Bedürfnis, die Fähigkeiten oder die Möglichkeiten ein solches Projekt persönlich vor Ort mitzugestalten.
Dennoch wollen wir möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben, an unseren Projekten teilhaben zu können.
Auch Du kannst einen Beitrag zum Gelingen unserer Projekte beitragen und gleichzeitig auf ganz persönliche Weise von unserem Engagement profitieren.
Du kannst uns auch durch aktive Mitarbeit in verschiedenen Bereichen oder durch eine Spende unterstützen.